Wasserball
Die SGN spielt auch nächste Saison im Wasserball-Oberhaus
11.04.2022
Das Wochenende 9./10.4.2022 stand ganz im Zeichen der Relegationsspiele im Kampf um den Verbleib in der 1. Wasserball-Bundesliga. Die SG Neukölln traf im Best-of-Three-Modus auf den SV Bayer Uerdingen oder auch Platz 8 der A-Gruppe auf Platz 1 der B-Gruppe. Das erste Spiel am vorherigen Mittwochabend in Krefeld konnten die Rheinländer mit 14:12 für sich entscheiden und Neukölln somit mit dem Rücken an die Wand drängen.
Spiel 2: SGN – Bayer Uerdingen 13:8 (4:2/4:3/3:2/2:1)
Entsprechend groß sollte der Druck eigentlich sein, der auf den Berlinern lastete, aber anscheinend völlig unbeeindruckt davon spielten die Neuköllner auf und schwammen einem souveränen Start-Ziel-Sieg entgegen. Ein Doppelpack vom slowakischen Nationalspieler Timotej Filo brachte die SG Neukölln früh in Führung. Linkshänder Guram Kutchuashvili und Center Moritz Ostmann trafen im ersten Abschnitt ebenfalls und so ging es mit einem 4:2 in die erste Pause. Erneut Timotej Filo und Tarek Chiru erhöhten nach dem Wiederanpfiff auf 6:2. Die Krefelder gaben sich zu keinem Zeitpunkt auf und der Spielstand spiegelt nicht wider, wie hart umkämpft dieses Spiel war. Im zweiten Abschnitt traf Lauritz Lück noch zweimal zum 7:3 und 8:5 Halbzeitstand.
„Das sollte doch eigentlich reichen…,“ dachten sich so manche Zuschauer in der Sport- und Lehrschwimmhalle Schöneberg. Wusste man doch um die konditionellen Defizite der Rheinländer. Aus dem Zweckoptimismus wurde dann Realität. Die Neuköllner agierten weiter konzentriert aus einer hervorragenden Verteidigung heraus. Kapitän David Kleine dirigierte seine Männer sicher in der Zonenverteidigung. Zwischen den Pfosten stand ein grandios aufgelegter Finn Dörries, der es den Gästen mehr als nur schwer machte, ein Tor zu erzielen. Und so konnten die Neuköllner den Vorsprung noch ausbauen. Jonas Fehn (9:6), Marek Molnar (10:6) und erneut Timotej Filo mit seinem vierten Treffer in diesem Spiel sorgten für den Vier-Tore-Vorsprung zum Start des letzten Viertels (11:7). Im letzten Abschnitt passierte nicht mehr viel, außer zwei Wasserverweisen mit Ersatz gegen Uerdinger Spieler. Der Frust saß wohl tief… Die Neuköllner spielten die Zeit souverän von der Uhr. Moritz Ostmann (12:8) und Marek Molnar (13:8) sorgten für die einzigen Treffer des Abschnitts und besiegelten den finalen 13:8 (4:2/4:3/3:2/2:1)-Erfolg und somit den Ausgleich in der Serie.
Spiel 3: SGN – Bayer Uerdingen 10:8 (2:3/3:2/4:1/1:2)
Das dritte Spiel am Sonntagmorgen musste also entscheiden… Um 11:00 Uhr war es dann so weit. Das Anschwimmen um den Klassenerhalt. Mit dieser Drucksituation konnten die Neuköllner anscheinend nicht so gut umgehen. Das Spiel gestaltete sich schwierig und es gelang den Neuköllnern zu keiner Zeit sich abzusetzen oder das abzurufen, was sie am Vortag auszeichnete. Die Jungs von Coach Andreas Schlotterbeck verloren Anfang des Spiels den Faden und lagen zum Ende des ersten Abschnitts mit 2:4 hinten. Marek Molnar (1:0) konnte zwar ein Überzahlspiel erfolgreich abschließen und Maximilian Sturz aus dem Rückraum treffen (2:1), aber die Souveränität vom Vortag war nicht existent. Die Rheinländer hatten ihre Taktik umgestellt und spielten eine sehr tiefe Raumdeckung, um die starken Neuköllner Center aus dem Spiel zu nehmen und Abschlüsse aus der zweiten Reihe zu erzwingen. Diese Abschlüsse landeten leider allzu häufig außerhalb des Gästetores oder in den Blöcken der Verteidiger.
Die Neuköllner Defensive stand wieder felsenfest und auch Finn Dörries machte seinen Job zwischen den Neuköllner Pfosten erneut hervorragend, aber das Angriffsspiel gestaltete sich wenig ideenreich und eher statisch. Das Konterspiel der Neuköllner hingegen war wieder stark, aber auch hier hatten sich die Gäste gut darauf eingestellt und es entwickelte sich ein zähes Schwimmspiel.
In der Viertelpause reanimierte Coach Andreas Schlotterbeck den Neuköllner Kampfgeist und innerhalb weniger Minuten drehten seine Jungs das Spiel. Marek Molnar (4:3), Moritz Ostmann (4:4) und erneut Marek Molnar (5:4) brachten die Neuköllner zurück in die Spur. Die Gäste trafen vor der Halbzeitpause zwar noch zum 5:5-Ausgleich, aber das Blut war bereits geleckt. Marek Molnar mit seinem vierten Treffer, Maximilian Sturz und Philipp Gottfried stellten in den ersten drei Minuten nach Wiederanpfiff die Weichen auf Sieg (8:5). Das bereits intensive Spiel wurde noch intensiver, die „Nicklichkeiten“, die die Spieler untereinander austauschten, wurden gröber. Die Gäste verkürzten auf 8:6, aber Moritz Ostmann stellte zum Ende des dritten Abschnitts postwendend den Dreitorvorsprung wieder her (9:6).
Im letzten Spielabschnitt ging es dann nur noch rauf und runter. Zwar konnten die Gäste auf 9:7 verkürzen, aber ansonsten neutralisierten sich die Verteidigungsreihen gegenseitig effizient. Aber jede Minute, in der nichts Zählbares passierte, war eine gute Minute für die Neuköllner. 37 Sekunden vor dem Schlusspfiff war es dann Center Moritz Ostmann, der mit einem sehenswerten Treffer aus der Centerposition nicht nur das 10:7 bescherte, sondern zugleich den Sieg fixierte und den Klassenerhalt in der 1. Wasserball-Bundesliga besiegelte.
Im letzten Angriff des Spiels passierte dann noch etwas Unschönes. 22 Sekunden vor dem Schlusspfiff wurde Neuköllns Torjäger Timotej Filo wegen einer Unsportlichkeit des Wassers verweisen (AmE). Es bildete sich umgehend ein Rudel aus Krefelder Spielern um ihn herum, das ihn bedrängte. Er wollte sich aus der Situation befreien und zeigte dem Schiedsrichter zudem an, dass er mit dem Ellbogen geschlagen wurde. Diese Geste legte einer der Schiedsrichter als Schlag und Brutalität aus und erhöhte die bereits verhängte Strafe auf einen Wasserverweis mit vierminütiger Unterzahl sowie einen 5m-Strafwurf (AmE+4). Diese Entscheidung wurde aber vom Unparteiischen erst getroffen, nachdem der Uerdinger Kapitän direkt vor dem Schiedsrichter wild gestikulierend diese Strafe forderte. Es vergangen mindestens 30 Sekunden, in denen Filo bereits in die Wechselzone geschwommen war, ehe die Entscheidung revidiert wurde. Das Fordern einer Strafe durch einen Spieler wird im Fußball mit einer gelben Karte geahndet. In diesem Fall hier wurde diese Unsportlichkeit belohnt. Unangenehm stößt hier ebenfalls der Umstand auf, dass der Uerdinger Kapitän bereits das gesamte Spiel über damit aufgefallen war, dem Schiedsrichter zu erzählen, was dieser pfeifen solle. Diese „Erzählerei“ blieb das gesamte Spiel über ungesühnt und animierte somit natürlich zu mehr…
Aber nun zurück zum Spiel: Der verhängte Strafwurf wurde vom Kapitän der Uerdinger zum 10:8-Endstand verwandelt (2:3/3:2/4:1/1:2). Am Ende überwog die Freude dann aber doch den Ärger, über die vorangegangene Situation. Die Mannschaft ließ sich noch minutenlang von den zahlreichen Fans in der Schöneberger Halle feiern. Kapitän David Kleine wollte nach dem Spiel unbedingt Folgendes mitteilen: „Die Mannschaft möchte sich ganz herzlich für die lautstarke Unterstützung bedanken. Nach den Geisterspielen in der Coronazeit war das Balsam für die Seele. Ihr habt uns zu den Siegen getragen und dass, obwohl am Samstag das Fußball-Derby Hertha vs. Union zeitgleich stattfand. Tausend Dank im Namen der gesamten Mannschaft.“
Das aus der Not heraus neu gesteckte Ziel „Klassenerhalt“ wurde erreicht. Jetzt wird es nur noch ein Platzierungsspiel um Platz 7 geben, das noch nicht terminiert ist. Außerdem steht der Gegner noch nicht fest. Es wird gegen den Sieger aus der Relegationsserie SSV Esslingen vs. SV Krefeld 72 gehen.
Für die SG Neukölln im Einsatz waren: Finn Dörries, Guram „Guga“ Kutchaushvili (1), David „Goliath“ Rösch, Pascal Hübscher, Philipp „Scotty“ Gottfried (1), David „Smally“ Kleine, Marek „Molny“ Molnar (6), Moritz Ostmann (5), Tarek Chiru (1), Timotej Filo (4), Lauritz Lück (2), Maximilian Sturz (2) und Jonas Fehn (1).
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