Wasserball
Neuköllns U16 ist Deutscher Wasserball-Meister
28.10.2024
Am Wochenende 26.-27.10.2024 vollbrachten Neuköllns U16-Wasserballer ein kleines Wunder. Das junge Team von Head-Coach Marin Restović beendete eine tolle Saison mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft.
Auf seinem Weg musste das Team durch regionale Ausscheidungswettkämpfe. Bei der Vorrunde der Ostdeutschen Meisterschaft wurde es hinter dem OSC Potsdam Zweiter. Bei den Ostdeutschen Titelkämpfen präsentierte es sich stärker, aber unterlag abermals knapp den Brandenburgern. Auf der Vorrunde der Deutschen Meisterschaft zeigten sich die Neuköllner Youngsters souverän und zogen als Gruppenerster in die Zwischenrunde ein.
Im Duisburger Stadionbad lieferten sie gegen die White Sharks Hannover die bisher beste Saisonleistung ab, kämpften sich zu Siegen gegen Nürnberg und den ASC Duisburg und qualifizierten sich für das Final-4-Turnier in Berlin. Hier sollten sie auf den OSC Potsdam, den Duisburger SV 98 sowie den Post SV Nürnberg treffen. Das Erreichen der Endrunde war für dieses junge Team bereits die Sahnehaube auf dem Törtchen. Vier 2010-er spielen in der Start-Sieben. Im Schnitt ist dieses Team 14,5 Jahre alt und hat die Zukunft noch vor sich.
Aber wenn man das Finale schon erreicht hat, das Unmögliche möglich gemacht, dann will man auch mehr. Die Jungs waren heiß auf die Kirsche für die Sahnehaube auf dem Törtchen. Und das Ganze vor heimischer Kulisse in der Schwimmhalle Schöneberg. Die Damen der Wasserfreunde Spandau 04 spielten parallel über vier Tage hinweg die Europapokal-Qualifikation, so dass für ein unglaubliches Ambiente gesorgt war. Vielen lieben Dank an Alexander Kothe, der das Turnier zu einem Spektakel gemacht hat.
Kommen wir nun zum Sportlichen… Der Spielplan bescherte den Neuköllnern zum Auftakt den NRW-Champion Duisburger SV 98 als Gegner. Eine körperlich und technisch starke Mannschaft, die sich für die Endrunde noch mit einem serbischen Center verstärkte. Dieser Spieler war es auch, der den Neuköllner nach gerade mal 17 Sekunden das 0:1 einschenkte. Sichtlich geschockt agierten sie in der Folgezeit fahrig, wenig konstruktiv. Die Folge waren Hinausstellungen und das 0:2. Nach fünf Spielminuten dann endlich der erste starke Angriff der Hausherren, der mit einem Strafwurf endete. Jonas Seidel schnappte sich den Ball und verkürzte von der 5m-Linie auf 1:2. Keine zwei Minuten später erzielte Justus Oestreich das 2:2 und die gut 400 Zuschauer in der Schwimmhalle tobten.
Bis zum Ende des zweiten Abschnitts entwickelte sich ein nervenaufreibendes Katz-und-Maus-Spiel, in dem Duisburg in Führung ging und Neukölln ausglich. Ein Doppelpack von Amar Mahmutovic eine Minute vor Halbzeitpause, sorgte dann aber für eine 7:5 Führung. Von da an gab es kein Halten mehr. Tor um Tor zogen die Neuköllner davon. Ein 9:1 Sturmlauf sorgte Ende des dritten Viertels für eine uneinholbare Führung von 16:6. Im letzten Viertel schonte SGN-Coach Marin Restovć seine Stammspieler und ließ es ruhiger angehen. Das Ergebnis wurde souverän verwaltet, so dass final ein 17:7 (2:3/5:2/9:1/1:1) auf der Anzeigetafel stand.
Acht Stunden später hieß der zweite Gegner Post SV Nürnberg, Süddeutscher Meister, der sein Auftaktmatch gegen Potsdam verlor. Die Franken, die ohne drei Stammspieler anreisen mussten, hatten gegen den Neuköllner Tsunami keine Chance. Eine tiefe Zone verhinderte, dass Neuköllns starke Center Basil Blanc und Justus Oestreich ins Spiel gebracht werden konnten, aber die Konter hielt das nicht auf. Zur Halbzeit stand es bereits 10:4, aber die Jungs dachten gar nicht daran einen Gang runterzuschalten. Dem 17:5 nach dem dritten Viertel folgte der souveräne 23:7 (4:2/6:2/7:1/6:2) Endstand. Auf Neuköllner Seite konnten sich neun verschiedene Torschützen ins Protokoll eintragen lassen. Die Breite des Kaders war ein Garant für den bisherigen Erfolg. Da der OSC Potsdam auch sein Spiel gegen Duisburg gewinnen konnte, hatten die Neuköllner Jungs die Silbermedaille bereits sicher.
Wie Eingangs aber bereits erwähnt, waren sie gierig nach Gold, nach dem ganz großen Coup und glaubten an sich. Sonntagnachmittag war es dann so weit. Der große Showdown gegen den Dauerrivalen OSC Potsdam. Die Kulisse war beeindruckend. Gut 500 Zuschauer waren gekommen, um ihre Teams mit Pauken und Trompeten anzufeuern. Eine überwältigende Stimmung prallte auf die Jungs ein.
Die Neuköllner Jungs präsentierten sich aber kaltschnäuzig und wirkten abgebrüht. Als ob sie jede Woche vor solch einem Publikum spielten. Um 15:30 Uhr erfolgte der Anpfiff zum Finale der Deutschen U16 Wasserball-Meisterschaft. Beide Mannschaften verfügen über bärenstarke Center, so dass sich die Spielweisen ähnelten. Tiefe Zonenverteidigungen waren das Resultat. Der Ball wurde im Rückraum von Position zu Position gespielt und zum Ende der 30 Sekunden Angriffszeit kam der Abschluss aus dem Rückraum.
Die Folge war ein torarmes, aber extrem spannendes Spiel, in dem Potsdam in Führung ging, aber Erik Hofmann aus der Distanz ausgleichen konnte. Mit 1:1 ging es in den zweiten Abschnitt. Zu Beginn des Viertels gelang es Potsdam erneut in Führung zu gehen, aber Basil Blanc glich in Überzahl aus. Kurze Zeit später verwandelte Jonas Seidel einen 5m-Strafwurf zur 3:2 Führung, die aber postwendend egalisiert wurde. 38 Sekunden vor der Halbzeitpause war es Justus Oestreich, der sein Team erneut mit 4:3 in Führung brachte. So ging es auch in die Pause.
Mit dem ersten Angriff des dritten Abschnitts gelang Potsdam direkt wieder der Ausgleich. Jede Unkonzentriertheit wurde von den Brandenburgern konsequent betraft. Die Stimmung in der Halle wurde noch einmal lauter, als Erik Hofmann in Überzahl aus dem rechten Rückraum die erneute Führung erzielte. Leider folgte auch hier wieder postwendend der Ausgleich und als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, gingen die Potsdamer sogar mit 5:6 in Führung. Im direkten Gegenangriff erarbeiten sich die Neuköllner eine Überzahlsituation, die Justus Oestreich vom linken Pfosten erfolgreich abschließen konnte. 6:6 und noch drei Minuten im dritten Abschnitt zu spielen.
Zum Leidwesen der nervlich sehr strapazierten Neuköllner Zuschauer konnten die Orcas aus Potsdam ebenfalls ein Überzahlspiel nutzen und so ging es mit einem 6:7 ins letzte Viertel. Center Justus Oestreich sagte mir nach dem Spiel, dass das Mindset der Mannschaft stimme und die Jungs auch zu diesem Zeitpunkt fest an einen Sieg geglaubt hätten. Und so zeigten sie keine Spur von Nervosität und spielten weiter ihren „Stiefel“ runter. Erster Angriff, erneut Linkshänder Erik Hofmann aus dem Rückraum, mit seinem dritten Treffer im Spiel zum 7:7. Zwei Minuten später, ein erneuter Treffer der Orcas zum 7:8. Alfred Hitchcock schien der Regisseur dieser Begegnung zu sein. 20 Sekunden später egalisierte Tobias Marzahn aus dem linken Rückraum. Noch 4:52 auf der Uhr.
Eine Minute später, Überzahl Neukölln – Timeout. Die Jungs lauschten aufmerksam ihrem Coach und stellten sich in Überzahlposition auf. Der Ball lief über eingespielte Stationen. Zwei Sekunden bevor Potsdam wieder komplett gewesen wäre, gelang Erik Hofmann sein vierter Treffer zur 9:8 Führung. Eine erneute Überzahlsituation 2:30 vor dem Schlusspfiff bringt Neukölln mit 10:8 in Front. Ein Hammer von Justus Oestreich von Position 4 in den Winkel der langen Ecke ließ die Zuschauer aufspringen und feiern. Sollte es das gewesen sein? Noch einmal abwehren und dann ruhig ausspielen.
Aber Potsdams Fabian Liedtke machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Im direkten Gegenangriff erzielte er das 10:9 und noch zwei Minuten auf der Uhr. Die Endphase gestaltete sich zwar etwas hektisch, aber schlussendlich blieb es beim 10:9 (1:1/3:2/2:4/4:2) und die U16 der SG Neukölln war Deutscher Meister.
Alle Neuköllner Spieler sprangen ins Wasser und drückten sich. Sie genossen das „Bejubeltwerden“ und ließen sich feiern. Minutenlang skandierten die Fans auf den Rängen. Eine solche Stimmung bei einem Wasserballspiel hatte ich schon sehr lange nicht mehr erlebt. Minuten später nahmen die Jungs ihre Medaillen entgegen und Kapitän Jonas Kleiber streckte den Pokal in die Höhe. Was für ein emotionaler Moment.
Im Anschluss folgten die obligatorischen Fotos und das unfreiwillige Bad der Trainer im Pool. Für sieben der Jungs geht es jetzt unmittelbar mit einem Nationalmannschaftslehrgang in Berlin weiter.
Die U18 Bundesliga, in der die Jungs auch alle spielen werden, startet am 16.11. mit einem Heimspiel gegen die White Sharks Hannover. Und vom 23.-24.11.2024 findet bereits die Vorrunde der Ostdeutschen Meisterschaft der neuen U16 Spielzeit statt. Doch nun ohne die 2008er Jahrgänge. John Pohle, Tobi Marzahn und Jonas Kleiber verabschieden sich in die U18.
Zum Schluss bleibt der Dank an die Schiedsrichter Christian Landmann, Lukas Möller, Ralf Müller und Gernot Häntschel sowie an die DSV-Offiziellen Wolfgang Rühl, Jürgen Hausche und Harry Alexe, das Kampfgericht Elisabeth und Manfred Neumann, Cornelia Chiru, Sandra Göthke, Michael Apostel und Stefan Seidel sowie an alle anderen helfenden Hände.
Ein Dankschön auch an die Sanitäter in der Halle, Lukas Cygan, Dennis Herich und Ashlee Göthke sowie Karin Jatta an der Einlasskontrolle.
Fotos by Elisa Marzaro
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